Crêpes Suzette und Crêpes Vigneron, American Pancakes, Palatschinken, Kaiserschmarrn, japanische Soufflé Pancakes oder der schnöde Pfannkuchen mit Apfelspalten von Oma aus dem Ruhrgebiet? Ohjemine, wer soll da noch durchblicken bei solch einer globalen Teig-Milch-und-Ei-Vielfalt?
Ganz einfach, denn das alles ist im Grunde nur ein Pfann(e)kuchen. Sicherlich, es gibt Unterschiede, die sich final tatsächlich zeigen, doch die Gemeinsamkeiten sind größer.
Man kann also wieder einmal sagen: Essen vereint und stiftet Frieden. Das ist nichts Neues: Um Frieden zu schließen, lud man schon vor vielen Jahrhunderten seine Feinde ein. Klar, hier und da wurde dann schon mal etwas feilgeboten, das die Konkurrenz gen Walhalla transportierte, doch in der Regel erzielte man den gewünschten Einklang. Und das Messer blieb in der Scheide, die Kugel im Lauf.

Der belgische Feldmarschall, Diplomat und Schriftsteller Charles de Ligne (1735–1814) schrieb dazu: „Das Vergnügen erzielt den Frieden. Wir wissen doch aus eigener Erfahrung, dass die streitsüchtige Tante bei einem wunderbaren Mittagessen schon um eine Spur versöhnlicher ist und vielleicht irgendwann doch überlegt, die Erbschaft zu überschreiben.“ Wie wahr, wie wahr.
Pfannkuchen sind Völkerverständigung
Auch heute beschäftigen sich Menschen noch mit dieser Thematik. 2018 veröffentlichte der New Yorker Artisan Verlag „You and I Eat the Same – On the Countless Ways Food and Cooking Connect Us to One Another“. Das Ganze ist eine Kooperation von René Redzepis Non-Profit-Organisation MAD und Chris Ying, dem Mitgründer und Herausgeber der Zeitschrift Lucky Peach.
Diese Essay-Sammlung beschreibt unter anderem, wie auf der ganzen Welt Essen in Fladenbrot gewickelt wird oder warum bei der Zubereitung von frittiertem Hähnchen auch die ärgsten Gegner (gemeint sind verfeindete Staaten) gemeinsame Sache machen. Zu schön! Warum also nicht auch beim guten alten Pfannkuchen?
Und wirklich. In quasi allen oben genannten Rezepten tauchen Eier, Mehl und Milch auf. Hier und da kommen Zucker, Vanille, Zimt oder Zitrusabrieb dazu. Mal soll der Teig dick sein (in den USA zum Beispiel), mal flüssig, mal schlägt man Eiweiß und Eigelb getrennt voneinander auf. Die Techniken und Rezepte variieren, aber eigentlich ist doch alles irgendwie dasselbe.

Kinder lieben Pancakes, und Erwachsene auch!
Und wer kauft nicht gerne an einem kalten Wintertag auf dem Wochenmarkt einen Crêpe oder macht sich an einem regnerischen Herbsttag mal wieder einen Pfannkuchen, so wie früher bei den Großeltern? Übrigens, bei uns auf dem Markt gab es immer einen Mann mit belgischen Waffeln. Für mich ist das irgendwie auch schon wieder fast ein Pfannkuchen, oder?
Sei es drum, eines ist sicher: Die Augen der Kinder funkeln in jedem Fall heller als der Polarstern. Und bei uns Erwachsenen natürlich auch. Auch vor Geschlechter-Vorurteilen machen Pfannkuchen keinen Halt, oder haben Sie noch nie ein zwei Meter großes Neuköllner Clan-Mitglied gesehen, das voller Genuss ein Nutella-Crêpe gegessen hat? Und wie Sie oben ja bereits gelesen haben, schert sich der Pfannkuchen wenig um Landesgrenzen. In Putins Russland und in der Ukraine gibt es ja auch Blinis aus Buchweizen, deren Geschmack dem bretonischen Galette überaus ähnlich ist.
Der Pfannkuchen-Erfolg ist global, und das sollte auch der Frieden sein. Auf auf also, ordentlich wärmende Pfannkuchen für den Frieden machen! Hier meine Rezepte für Sie als Inspiration. Schicken Sie uns gerne Ihre Ideen zu! Wir freuen uns.
Crêpes Vigneron, oder Pfannkuchen auf Winzerart

Dieses schöne Rezept haben wir gerade auf einem Besuch südwestlich von Cognac in der Charente kennengelernt. Oder noch präziser: einfach erfunden. Es funktioniert ähnlich wie der legendäre Crêpe Suzette, wird also auch in zwei Schritten gemacht. Statt Orangen nehmen Sie die jetzt fast schon überreifen Weintrauben. Und anstatt Grand Marnier nehmen Sie leichtentflammbaren Cognac. Glauben Sie mir, das Rezept ist so gut, dass es schon jetzt ein Klassiker ist.
Für 4 Personen, je 2 Crêpes. Zutaten für den Teig: 160g Mehl, 1EL Zucker, 1 Messerspitze Salz, 2 Eier, 250ml Milch/Milchalternative, ½ ausgekratzte Vanilleschote, Abrieb von einer Zitrone, Butter oder Pflanzenfett zum Ausbacken. Für die Karamell-Trauben: 1 Traube Weinbeeren, 100ml Cognac, Saft von einer Zitrone, 8 EL Zucker.

Zubereitung: Zuerst werden die Crêpes gemacht. Vermischen Sie alle Zutaten zu einem glatten Teig. Benutzen Sie ruhig einen Pürierstab dazu, denn wir wollen Mehlklumpen unbedingt vermeiden, das schmeckt nicht. Es empfiehlt sich daher auch, das Mehl zu sieben.
Stellen Sie eine Pfanne auf, am besten eine kräftige, gusseiserne oder massive Pfanne, aber keine Angst, jede Pfanne funktioniert. Ist die Pfanne ausreichend heiß, geben Sie etwas von dem Fett hinein. Es soll sich überall gut verteilen, damit der Teig nicht kleben bleibt.

Nun kommt eine Kelle des Teiges dazu. Den Teig verteilen wir durch Schwenken und Kreisen in der Pfanne, so erhalten wir einen schönen, dünnen und kreisrunden Crêpe. Die Crêpes sind ja nach einer Minute pro Seite fertig, dabei sollten sie leicht gebräunt sein. Die fertigen Crêpes falten wir zweimal mittig (siehe Bild), sodass sie quasi herzförmig sind, und legen sie auf einen Teller.
Und nicht vergessen: Der erste Pfannkuchen geht immer in die Hose. Das ist im Sudan so, in Tokio und auch im Hochsauerlandkreis.

Sind alle Crêpes fertig, kommt Schritt 2. Die gesäuberte Pfanne wird wieder aufgestellt und erhitzt. Dann kommen etwa 2 bis 3 EL Zucker hinein. Wir machen also ein Karamell. Ist der Zucker völlig geschmolzen und das Karamell goldbraun, geben wir eine Handvoll Trauben dazu, etwas Zitronensaft und löschen dann mit dem Cognac ab. Wer es sich zutraut, flambiert das Ganze nun. Achtung, gehen Sie kein Risiko ein!
In diesen köchelnden Sud kommen dann die Crêpes wieder hinein. Achtung: nicht alle auf einmal. Immer zwei Crêpes pro Durchgang. Das hat den Vorteil, dass Sie dann mehr zündeln können. Und wir sind doch alle kleine Pyromanen, oder? Wir schwenken alles gut durch und stellen es dann zum Durchziehen und Abkühlen kurz zur Seite. Dann wird serviert. Wer mag, isst dazu einen Schlag Sahne oder eine Kugel Vanilleeis mit Cognacrosinen.

Pfannkuchen mit Ziegenkäse, Thymian, Quittengelee und Nüssen
Zutaten für den Teig: 250g Dinkelmehl, ½ l Milch oder Milchalternative, 3 Eier, 1 Prise Salz, 1 Prise Muskat, Butter oder Pflanzenöl zum Ausbacken. Für den Belag: Ziegenkäse (Rolle), Quittengelee, 1 Bund Thymian, Nüsse (je nach Lust und Laune).
Zubereitung: Alle Zutaten werden wie oben zu einem glatten Teig verrührt. Dieser Teig ist allerdings etwas fester und zähflüssiger in der Konsistenz. Bevor wir die Pfannkuchen ausbacken, bereiten wir allerdings noch den Belag vor. Für dieses Gericht eignet sich eine Ziegenkäserolle, die ruhig schon etwas reifer sein kann. Diese schneiden wir in circa 3 bis 4 Millimeter dicke Scheiben. Wir zupfen ordentlich Thymian und hacken diesen fein und hacken auch die Nüsse grob durch.
Nun backen wir den Teig erneut in einer Pfanne aus, nur diesmal geben wir etwas mehr Teig in die Pfanne. Pro Seite benötigen wir also auch etwas mehr Zeit, gut 2 bis 3 Minuten. Nach dem Wenden legen wir schon einmal die Ziegenkäsetaler oben auf, so schmelzen sie bereits leicht an.
Ist der Pfannkuchen fertig, geben wir ihn auf einen Teller (Käse nach oben). Dann kommen hier und da einige Löffel von dem Gelee aufs Ganze, und wir streuen die gehackten Nüsse und den Thymian darüber. Ein wunderbares Gericht für den Herbst!

Haben Sie Fragen zu unseren Rezepten, Ideen und Wünsche für Geschichten oder einen Restauranttipp für uns? Dann schreiben Sie uns per E-Mail: briefe@berliner-zeitung.de
