Schnitzel-Fans können beruhigt sein – den panierten Klassiker wird’s auch weiterhin geben. In Clärchens Ballhaus steht er als Wiener Schnitzel und als veganes Schnitzel, beide begleitet von Kartoffel-Apfel-Gurkensalat und kaltgerührten Preiselbeeren, gleich zweimal auf der neuen Karte, an der sich einiges anderes dann doch geändert hat.
Seit 2019 durchlebt die Berliner Gastronomie-Legende einen Änderungsprozess, einen ganz sachten allerdings. Viele Bedenken, die mit der Übernahme des 1913 eröffneten Tanzlokals durch den Unternehmer Yoram Roth einhergingen, haben sich nicht bestätigt. Man hatte eine radikale Neuaufstellung des verschrobenen Ballhauses befürchtet, gedacht, Roth würde Clärchens nehmen, was den Laden im Kern zusammenhält: die ausschweifenden Tanzabende, in denen es immer eher um den richtigen Takt als um die besten Teller ging.
Dass in den vergangenen Jahren im Ballhaus tatsächlich kaum getanzt wurde, lag allerdings nicht am Investor und seinen Plänen, sondern an der Pandemie. Mit den Regellockerungen kehrte auch der Schwoof zurück, die bekannteste Veranstaltung des Ballhauses, die jetzt wiederum in der Sommerpause ruht. Während Tanzkurse aktuell weiterhin im Spiegelsaal stattfinden, soll mit dem September auch der Schwoof zurückkehren, so wie viele weitere Tanz- und Kulturveranstaltungen – soweit es die Pandemie und ihre Regeln zulassen, versteht sich.

Und auch ansonsten hat sich in Clärchens oberflächlich betrachtet wenig verändert: Lametta und rote Wandfarbe sind verschwunden, die rustikalen Stühle und Gastrotische sind geblieben, überhaupt der abgeblätterte Ballhaus-Charme. Roths Renovierungspläne haben sich ganz offensichtlich auf nötige Sanierungsarbeiten beschränkt, neue Rohre und all sowas. Eine neue Speisekarte sollte trotzdem her, von der man nun schon ab 12 Uhr bestellen kann - seit neuestem bietet Clärchens also auch einen Mittagstisch.
Heißgeliebte Klassiker wie Rollmops oder Königsberger Klopse sind geblieben
Dass heißgeliebte Klassiker wie Rollmops oder Königsberger Klopse – und eben das Schnitzel – auf dem Menü geblieben sind, mag ein Zugeständnis sein an die immer skeptischen Berlinerinnen und Berliner, die mit jedem Neuinvestor die Zerstörung einer heimeligen Institution vermuten. Dabei geben sich auch die neu hinzugekommenen Gerichte klassisch-deftig-bodenständig – aber stets mit einem modernen Dreh.

Die größten Änderungen hat wohl die Speisekartenseite mit den Gerichten „Zum Teilen“ erfahren. Hier wird etwa die Tatarstulle für 18 Euro gelistet, ein feines, saftiges Tatar vom Brandenburger Ochsen, das samt Kapern und Sauce Tatar auf kleinen, frisch gerösteten Sauerteigbrotstullen gereicht wird. Das Fleisch ist butterweich und fein gewürzt, geprägt von einer sanften Schärfe. Neu ist auch der Büffelmozzarella für 14 Euro, ebenso aus Brandenburg, der nebst einem Zuckererbsen-Salat in einer Gurken-Gazpacho liegt; dazu gibt’s knusprige Brotchips.
Ein simpler Tomatensalat entpuppt sich als Highlight der neuen Karte
Als echtes Highlight entpuppt sich, was sich auf der Karte eher recht simpel liest: Clärchens Tomatensalat für 12 Euro. Der Salat von Tomaten in dreierlei Farben ist mit einem Parmesan-Dressing und frischen Kräutern angemacht, knackige Pflaumen bringen eine fruchtige Süße ein, die durch das Dressing etwas matschig geratenen Croutons hätte es da eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Ein bisschen gut gemeint hat man‘s auch mit dem Käse der Grilled Cheese Stulle für 12 Euro. Zwar schmeckt der Müritz-Käse schön würzig, die gebackene Sauersteigstulle wurde allerdings ein bisschen zu opulent belegt, sodass der beigereichte Birnen-Salat ein bisschen untergeht.

Unter den Vor- und Hauptspeisen befinden sich dann die Klassiker: Rollmops oder Spreewaldgurken zur Vorspeise, die beiden Schnitzel und ein Falscher Hase als Hauptgerichte. Hinterher gäbe es einen Zitronenquark mit rotem Beerenkompott, einen Milchreis mit Apfelgelee oder eine Schokomousse mit Brownies und eingemachten Kirschen, getoppt von weißen Schokoladenflocken. Jedes Dessert kostet 4,50 Euro.
In Clärchens Ballhaus werden sich die Gäste also auch weiterhin zu überschaubaren Preisen sattessen. Bis zum September, wenn der Fokus wieder auf dem Tanzen liegt. Worauf auch dann wirklich niemand verzichten sollte: den herrlich erfrischenden Frozé, der nun auf der Karte steht.


