In hiesigen Gefilden ist sie noch keine 300 Jahre heimisch, und doch gilt sie als die wohl deutscheste aller Nutzpflanzen: die Kartoffel.
Das einst aus Südamerika eingewanderte Nachtschattengewächs hat es derzeit nicht leicht: Seit Januar trägt es den wenig schmeichelhaften Titel der „Giftpflanze des Jahres“. Das sorgte nicht nur bei Lebensmittelhändlern für Irritationen, schließlich landen die toxischen Bestandteile der Pflanze wie etwa ihre Blätter eher selten auf dem Teller. Die Vitamin-C-haltige Knolle dagegen wird erst giftig, wenn sie nach zu langer Lagerung stark keimt oder grüne Stellen entwickelt.
Trotzdem folgte im Sommer der nächste Schlag: Weil sie „Kartoffel“ als Schimpfwort für Menschen benutzt hatte, die mangels schöner Begrifflichkeiten sonst gern „Biodeutsche“ genannt werden, tobte wochenlang eine Debatte um die damals noch designierte Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman.
Bei so vielen Imageproblemen passt es ins Bild, dass es für die Kartoffel auch zum Jahresende keine guten Nachrichten gibt. Wie das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) nun mitteilte, werden in Deutschland wieder weniger Kartoffeln gegessen. Insgesamt lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln und aus ihnen hergestellten Produkten im Wirtschaftsjahr 2021/22, also der Zeit von Juni 2021 bis Juli 2022, demnach mehr als drei Kilogramm unter dem Vorjahresniveau: Im Schnitt isst jeder Deutsche nur noch gut 56 Kilogramm Kartoffeln pro Jahr.


