Kommentar

Da läuft wohl was falsch im Berliner Wohnungsneubau

Die Fluktuation im Neubau der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ist fast doppelt so hoch wie im Bestand. Das ist ein Problem.

Wohnungsneubau der landeseigenen Degewo an der Karl-Holtz-Straße in Marzahn-Hellersdorf.
Wohnungsneubau der landeseigenen Degewo an der Karl-Holtz-Straße in Marzahn-Hellersdorf.Gerd Engelsmann

Auf dem Berliner Wohnungsmarkt bahnt sich ein bislang ungeahntes Problem an. Es geht darum, dass die Auszugsquote bei den Neubauwohnungen der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften fast doppelt so hoch ist wie bei deren Wohnungsbestand. Während im vergangenen Jahr 4,8 Prozent der Mieter aus einer Bestandswohnung auszogen, waren es im Neubau immerhin 9,4 Prozent. Das heißt, dass fast jedes zehnte Mietverhältnis in einer Neubauwohnung von den Bewohnern wieder gekündigt wurde. Einige der sechs landeseigenen Unternehmen sprechen zwar noch davon, dass dies „wirtschaftlich unbedenklich“ und „nicht negativ“ sei. Doch wirkt dies wie der wenig gelungene Versuch, aufkommende Schwierigkeiten herunterzuspielen.

Mehr Problembewusstsein wäre wohl angebracht. Denn nichts daran scheint normal, wenn fast jeder zehnte Mieter eine Neubauwohnung wieder verlässt. Schon der Erstbezug einer Neubauwohnung kostet richtig Geld. Wer nach kurzer Zeit wieder auszieht, also den nächsten Umzug auf sich nimmt, muss schon schwerwiegende Gründe haben.

Betroffen von den Auszügen sind überwiegend die frei finanzierten Neubauwohnungen, die die landeseigenen Vermieter neben den vom Land geförderten Sozialwohnungen errichten. Zu befürchten ist, dass die frei finanzierten Wohnungen zumindest teilweise am Bedarf vorbei geplant wurden. Weil die verlangten Mietpreise von durchschnittlich mehr als zehn Euro je Quadratmeter Wohnfläche in Stadtrandlagen nicht zu erzielen sind.

Fehlplanung muss vermieden werden

Leider werden die Gründe für den Auszug von den landeseigenen Unternehmen nicht systematisch erhoben. Dabei könnte dies weiterhelfen. Nicht nur um bessere Wohnungsangebote zu machen, sondern um Fehlplanungen zu vermeiden. Denn schließlich wollen die sechs Unternehmen mit Stand vom 31. Dezember 2021 rund 68.000 Wohnungen bauen. Wird Zeit, dass mal jemand genauer hinschaut.